Historie tím,
že lidi zpravuje o minulosti,
umožňuje jim soudit přítomnost
.“


Thomas Jefferson

Deutsch

 

Translation© Klaus Kukuk, Berlin, 2010

Oskar Schindler, geboren am 24. 4. 1908 in Svitavy (Zwittau), wurde zur Hauptfigur des Films von Steven Spielberg Schindlers Liste, der die Basis bildete zur Ausbildung einer Legende von Weltformat. Deren Grundlage wurde der Roman des australischen Schriftstellers Thomas Keneally. In Wirklichkeit war Schindler ein Kriegsverbrecher, der nach dem Kriege seiner verdienten Strafe entgangen ist. Diejenigen, die behaupten, dass Schindler nur ein edler und uneigennütziger Retter der Juden gewesen sei, werden andere wesentlichere Beweise beibringen müssen als sie bisher vorliegen.

Im Zusammenhang mit der Verkündung der Legende über Oskar Schindler werden auch unwahre Informationen verbreitet. Einige von bringe ich hier unter Berufung auf entsprechende Quellen und ihre Deponierung auf das rechte Maß.

 

Spionage zu Gunsten von Nazideutschland

Das Wirken Schindlers in der Abwehr wird gelegentlich in Zweifel gezogen, selbstverständlich immer ohne jeglichen Beweis dafür zu erbringen, wie das zum Beispiel der Publizist Jiří Loewy (1) tut. Er irrt jedoch, wenn er glauben machen will, dass ich bei meiner Behauptung, Schindler habe für den deutschen Nachrichtendienst gearbeitet, immer nur von den Erinnerungen Emilie Schindlers ausgehe, die tatsächlich sehr verworren und in vielen Dingen ungenau sind. Schindlers staatsfeindliche Tätigkeit gegen die Tschechoslowakei im Dienste der Abwehr ist absolut einwandfrei nachgewiesen: er hat sich dazu gegenüber den tschechoslowakischen Organen im Jahre 1938 nach seiner Verhaftung bekannt; das Protokoll dazu ist erhalten geblieben. (2) In ähnlicher Weise ist Schindlers Wirken zugunsten nazistischer militärischer Geheimdienste auch in weiteren schriftlichen Dokumenten belegt. (3)

Anmerkungen:

  1. Loewy, Jiří: Der Kampf um Schindler geht weiter. Ein Henleinmann aus Zwittau. (tsch.) In: Reflex, Nr. 46/1999, S. 30–31.
  2. Ministerium des Innern der ČR, Sektion OUS, Archiv- und Aktendienst, Prag, im weiteren als AMV bezeichnet – Akte Z-705, Protokolle der Vernehmung Oskar Schindlers vom 22. 7. 1938.
  3. AMV, Sign. Z-705 – Verwaltung des Staatlichen Polizeiamtes in Zwittau vom 19. 7. 1938 über die Verhaftung Oskar Schindlers, AZ 1553/pres-38. Ebenfalls das Staatliche Kreisarchiv Zwittau mit Sitz in Litomyšl, weiterhin nur SOkA Litomyšl, Fonds Kreisamt Mährisch-Trübau (Moravská Třebová, Kart. 102, pres. 2198/1938. Auch Landesarchiv Troppau (Opava), Filiale Olmütz (Olomouc), Fonds Bezirksgericht Olmütz, Akte TK XVI 1733/38 – O. S. arbeitete z. B. mit Grit Schwarzer und einem Abwehrmitarbeiter, einem gewissen Kreuziger zusammen, warb selbst Leo Pruscha aus Brünn (Brno) zur Zusammenarbeit an; der Versuch Schindlers, Rudolf Huschka zu gewinnen, schlug fehl. AMV, Sign. Z-705 – Meldung vom 12. 5. 1966.

 

Schindlers Eintritt in die NSDAP 

Auf der Grundlage des Münchener Abkommens wurde Schindler auf ein Territorium überstellt, dass dem Deutschen Reich zugefallen war. In Schindlers Strafregister aus dem Jahre 1966 ist zu der maschinenschriftlichen Eintragung aus dem Jahre 1938 handschriftlich das Datum 5. Oktober beigefügt, was das Datum seiner Freilassung gewesen sein kann. Zwittau war nämlich am 10. Oktober 1938 zum Bestandteil der so genannten Sudeten geworden. Schindler kehrte als Held in das heimische Zwittau zurück, für dessen Anschluss an Deutschland er soviel getan hat. Man kann voraussetzen dass er für die Leiden im tschechischen Gefängnis finanziell entschädigt worden ist und er auch auf andere Weise gewürdigt wurde. Schindler wurde bereits im Oktober 1938 aus der Haft entlassen. Ende dieses Monats wurde er von Joseph Tetek aus Brüsau bei einem Überfall auf die Gemeinden Moravská Chrastova und Rozhraní durch Zwittauer Ordner gesehen, der das Ziel verfolgte, den Anschluss an Deutschland zu erzwingen, auch wenn hier eine Mehrheit an tschechischer Bevölkerung zu verzeichnen war.

Die Vorbereitung und Durchführung dieser Aktion leitete der führende Repräsentant der SdP aus Zwittau, Julius Hönig (1902 bis 12. 5. 1945) der im November 1938 zum Bevollmächtigten für den Aufbau der NSDAP im Kreis Mährisch Trübau ernannt worden war. (2) er gründete in Zwittau die Sudetendeutsche Heimatfront SHF, eine nationalistische deutsche Bewegung in der ČSR, die im Jahre 1935 vor den Parlamentswahlen die Bezeichnung Sudetendeutsche Partei SdP annahm und wurde ihr Kreisleiter. Nach Okkupation der Grenzgebiete wurde er am 4. 12. 1938 zum Abgeordneten des Reichstages gewählt und blieb die ganze Zeit hindurch während des Krieges in Zwittau Kreisleiter der NSDAP. (3)

Durch einen Erlaß Adolf Hitlers vom 30. 10. 1938 wurde für die NSDAP der Sudetengau mit Sitz in Reichenberg (Liberec) geschaffen. In der Zeit vom 5. November bis 11. Dezember 1938 kam es zwar zur Überführung einiger Mitglieder der SdP in die NSDAP, allerdings ging es weder um eine Werbeaktion noch um eine automatische Überführung aller Mitglieder der SdP in die NSDAP. Das war eine streng regulierte Überführung von ausgewählten Funktionären der SdP, verdienten Mitgliedern und von Mitgliedern vor dem März 1938, das heißt vor dem Zusammenschluss der SdP mit den deutschen Agrariern und den Christlich-Sozialen. (4) Jedes Mitglied der SdP musste sich melden, aber nicht alle wurden automatisch angenommen. Das setzte die Gruppe des so genannten „Aufbruch“ um K. H. Frank durch, um zu gewährleisten, dass keine Anhänger des so genannten Kameradschaftsbundes in die NSDAP gelangten, die zwar in der SdP starke Positionen einnahmen und von denen einige später verhaftet wurden. 

Laut Mitgliedskarte der NSDAP E. meldete sich Oskar Schindler bereits am 1. November 1938 in der Partei an, wurde aber erst am 10. Februar 1939 unter der Mitgliedsnummer 6421477 registriert. (5) Jiří Loewy schreibt in seinem polemischen Artikel Ein Henleinmann aus Zwittau, in: Reflex, Nr. 46/1999, S. 31, dass sich Schindler nicht in der NSDAP angemeldet habe, weil am 1. 11. 1938 die SdP aufgelöst worden sei und deren Mitglieder in die NSDAP übernommen worden sei. Jiří Loewy schöpft seine Informationen offenbar aus Quellen, die entweder aus Unkenntnis oder Schluderei diese grundsätzliche Unstimmigkeit kolportieren. Ich unterstreiche noch einmal, dass keiner der SdP-Mitglieder automatisch in die NSDAP übernommen worden ist. (6) Oskar Schindler wurde erst nach mehr als drei Monaten Mitglied der NSDAP. Im Zusammenhang mit seiner Mitgliedschaft in der Partei wurde auch die folgende Behauptung publiziert: „Schindler war seit 1935 Mitglied der NSDAP und hatte deshalb das Recht, das so genannte goldene Parteiabzeichen zu tragen“. (7) Die Okkupation der sog. Sudeten bewertete Hitler schon am 10. November 1938 mit den Worten: „das ist ein fantastischer Erfolg. Er ist so riesenhaft, dass ihn die Gegenwart gar nicht einzuschätzen vermag. Die Größe und die Reichweite dieses Erfolgs wurden mir bewusst, als ich inmitten des tschechischen Befestigungssystems von Betonbunkern stand. Erst dort habe ich erkannt, was es bedeutet, fast 2000 km Befestigung ohne einen einzigen Schuss zu erobern. Durch die Propaganda im Dienste unseres Gedankens haben wir diesmal 10 Millionen Menschen und ein Territorium von über 100 000 km2 erobert. Das ist gewaltig“. (8)

Nicht geringen Anteil an diesem Erfolg des faschistischen Deutschland hatte auch Hitlers „Fünfte Kolonne“ in der Tschechoslowakei – die Sudetendeutschen. Und sein Scherflein trug auch Oskar Schindler dazu bei.

Anmerkungen:

  1. „Der Haftbefehl für Oskar Schindler“, ein Dokumentarfilm des Tschechischen Fernsehens Ostrava aus dem Jahre 1999. – Ordner hatte sich als Bezeichnung für die Angehörigen des „Freiwilligen Schutzdienstes“ (FS) eingebürgert. Sie wurden so nach den bereits 1926 gebildeten Ordnergruppen benannt, die später eingegangen sind. „Freiwilliger Schutzdienst“ war eine freiwillige paramilitärische Organisation, die im Frühjahr 1938 als nichtmilitärische Gliederung der SdP vom Innenministerium der ČSR genehmigt worden war. In Wirklichkeit waren die „Schutzabteilungen“ des FS auf Angriff orientierte militärisch organisierte Einheiten, die bewaffnete Aktionen gegen die ČSR unternahmen. Detaillierter setzt sich die Arbeit von Gruntová, Jitka und Vašek, František, Der Kampf um die Grenzen (Moravská Chrastová 1938), (tsch.) Litomyšl 1998, damit auseinander.
  2. Zwittauer Nachrichten vom 26. 11. 1938.
  3. Vašek, František: Warum mussten sie weggehen? (tsch.) Manuskript in SOkA Litomyšl, Sammlung wissenschaftlicher und literarischer Handschriften, Sign. R 497, S. 283. – Am 12. 5. 1945 beging Julius Hönig Selbstmord durch Erschießen. Mährisches Landesarchiv Brünn (im weiteren MZA), Fonds Bezirksstrafgericht Brünn, TK XV3580/46.
  4. Von der SdP in die NSDAP, Karlsbad, 1939. Auch Bartoš, Josef,  Das okkupierte Grenzgebiet und die tschechische Bevölkerung 1938–1945. (tsch.) 2. Auflage, Praha 1988, S. 35.
  5. Bundesarchiv Berlin – Ast Zehlendorf – Mitgliedskarte der NSDAP für Oskar Schindler. Auch AMV, Sign. Z-705.
  6. Vgl. Von der SdP in die NSDAP, Karlsbad, 1939.
  7. Anmerkung der Redaktion von Právo zum Artikel von R. Bajer, Ich will aus Schindlers  Schatten heraustreten. (tsch.) In: Magazin Práva 17.  7. 1999. Im Jahre 1935 wurde Oskar Schindler Mitglied der SdP, keineswegs der NSDAP.
  8. Kraus, Ota – Kulka, Erich: Nacht und Nebel. (tsch.) Praha 1966, II. überarbeitete und ergänzte Auflage, S. 501–502.

Mitgliedskarte der NSDAP von Oskar Schindler (ehemaliges Archiv des Ministeriums des Innern Praha – heute Archiv der Sicherheitsorgane, Sign. Z-705. Veröffentlichung des Dokuments mit Zustimmung des Archivs).

 

War Schindler Träger des Goldenen Parteiabzeichens der NSDAP?

Das Goldene Parteiabzeichen der NSDAP – offizielle Bezeichnung Das Goldene Ehrenzeichen der NSDAP – wurde auf der Grundlage einer Entscheidung von A. Hitler  jenen Angehörigen der NSDAP verliehen, deren Mitgliedsnummer niedriger war als 100 000 und folglich zu den „alten Kämpfern“ zählten und seit dem Eintritt ununterbrochen deren Mitglied waren. Das trifft für Schindler nicht zu. Hitler konnte diese Auszeichnung auch für „Verdienste um die Nation und das Reich“ verleihen. (1) Über die Verleihung der Auszeichnung an Schindler müsste allerding eine Eintragung in seiner Mitgliedskarte der NSDAP vorhanden sein. Das ist jedoch nicht der Fall. (2) Oskar Schindler war folglich kein Träger des Goldenen Parteiabzeichens der NSDAP, auch wenn vielerorts das Gegenteil behauptet wird.

Anmerkungen:

  1. Organisationshandbuch der NSDAP, München, Zentralverlag der NSDAP 1943, S. 43 ff. Bundesarchiv Berlin – Ast Zehlendorf – Mitgliedskarte der NSDAP Oskar Schindlers. Auch AMV, Sign. Z-705.

 

War Schindler an der Aktion Gleiwitz beteiligt?

Emilie Schindler macht in ihren Erinnerungen häufig unrichtige oder fehlerhafte Angaben. Deshalb macht es Sinn, ihre Informationen kritisch und mit Reserve zu werten. Seit den Ereignissen sind Jahrzehnte vergangen, als sie sie beschrieb. Manche faktografischen Angaben sind augenscheinlich falsch, z. B. ihre Aussage, Mährisch Ostrau, die Hauptstadt Moldawiens (sic!), sei 400 Km (sic!) von Zwittau entfernt. (1) An anderer Stelle behauptet sie: „Als der Krieg endete, haben die Tschechen Göth gefangen und auf dem Kasernenhof gehängt.“ (2) Emilie Schindler hat hier vermutlich den Namen Amon Göths mit der später gewonnenen Information über die Hinrichtung des Kapos durch jüdische Häftlinge auf dem Hof des Brünnlitzer Lagers nach dessen Befreiung verbunden. Die Mitteilung über die Hinrichtung des  Kapos im ehemaligen KZ Brünnlitz durch damalige Gefangene wurde publiziert, z. B. im Erinnerungsbuch der ehemaligen Gefangenen Stella Müller-Madej. (3)

Ungeachtet dessen wurden die Erinnerungen Emilie Schindlers zur Quelle vieler Behauptungen und offensichtlich auch zur Grundlage der Story über den bedeutenden Anteil Oskar Schindlers an dem provokatorischen Überfall auf den deutschen Rundfunksender Gleiwitz am Vorabend des faschistischen Überfalls auf Polen. Schindler war damals in Mährisch-Ostrau tätig und bekam angeblich von der Abwehr den Befehl, polnische Uniformen für die „Aktion Gleiwitz“ zu beschaffen. Die Uniformen soll er auch besorgt haben – er habe sie angeblich bar bezahlt und in Kisten in seiner ostrauer Wohnung gelagert. (4) Die Dislozierung der Rundfunkstation nach Krakau ist völlig unglaubwürdig. Diese Schilderung von Schindlers Frau fußt vermutlich auf irgendwelchen Erinnerungen daran, was ihr Ehemann über seine Tätigkeit erzählt haben könnte, manches vermischte sich eventuell mit späterer Lektüre. Der Überfall des Rundfunksenders im polnischen Gleiwitz wurde vollkommen erforscht. Schindlers Name taucht dort nicht auf. (5)

Der Historiker Mečislav Borák interessierte sich für „Schindlers Tätigkeit in den Jahren 1938–1939, als er als Agent der nazistischen Abwehr aktiv dazu beitrug, die Tschechoslowakei zu zerschlagen, an der Vorbereitung der Okkupation der Restrepublik und der Vorbereitung des kriegerischen Überfalls auf Polen mitwirkte. Das spielte sich in Nordmähren und Schlesien, vor allem direkt im Raum Ostrau ab... Genau diese Periode in Schindlers Leben hatte grundsätzliche Bedeutung für dessen spätere Karriere, denn durch die Abwehr knüpfte er wertvolle Kontakte und erwarb Verdienste, auf denen er aufbauen konnte.“ (6) Nach dem Kriege führte das dazu, dass die Tschechoslowakei und Polen ihn auf die Liste der Hauptkriegsverbrecher setzten. Das mehrjährige Studium von Archivquellen (insbesondere der Akten des Außerordentlichen Volksgerichts Ostrava) sowie die Schilderungen von Zeitzeugen führten Mečislav Borák zu interessanten Erkenntnissen. Nach Freilassung aus dem Gefängnis im Oktober 1938 ließ sich „Schindler in Ostrau nieder als bedeutender Agent der Troppauer (Opava) Dienststelle der Abwehr und nahm an der Vorbereitung der Besetzung des Restes der Republik durch die Nazis in der strategisch wichtigen Region Troppau teil. Aus den Aussagen seiner Mitarbeiter kennen wir die Plätze seiner Kontakte in ostrauer Kneipen, Hotels und Weinstuben, es sind uns auch manche seiner Agenten bekannt. Seine Teilnahme bei der Vermittlung von Ausrüstungen und Ausstattungen von Diversanten einschließlich der Beschaffung von tschechoslowakischen Uniformen für die Streifentätigkeit an wichtigen Punkten der Region Ostrau während des Einfalls der Faschisten am 14. März ist durch Zeugen belegt.“ (7) In der Sadova-Straße, wo Schindler lebte, wohnte noch in den 90er Jahren eine alte Dame, die sich an Schindler und seine Frau Emilie erinnerte, die „gleichfalls eine Agentin der Abwehr in dieser Zeit war“. (8) Mečislav Borák ermittelte, dass Schindler den Waffenschmuggel für Diversanteneinheiten nach Polen organisierte, Informationen militärischen Charakters einholte usw. Anstelle gänzlich unglaubwürdiger Spekulationen über die vorgebliche Teilnahme Oskar Schindlers an der Gleiwitzer Aktion formulierte der Historiker eine durch eine Reihe von Beweisen belegte Hypothese. Danach nahm Schindler an einer anderen bedeutsamen provokatorischen Aktion der Faschisten teil – nämlich an der  Besetzung des Tunnels in Mosty in den Beskiden (Mosty u Jablunkova) in der Nacht auf den 26. August 1939. (9)

Anmerkungen:

  1. Schindler, Emilia: Erinnerungen. Die Frau Oskar Schindlers klagt Spielberg an. (poln.) Morton Grove, Kobieta Publishing, USA, 1998, S. 39.
  2. Ebenda, S. 74
  3. Müller-Madej, Stella: Ein Mädchen aus Schindlers Liste. Kindheitserinnerungen aus Ghettos und Konzentrationslagern. (poln.) London 1998.
  4. Fikejz, Radoslav: Oskar Schindler (1908–1976). (tsch.), Svitavy 1998, S. 33. Schindler, Emilia: Erinnerungen..., S. 41–42.
  5. Borák, Mečislav: Drehbuch zum Dokumentarfilm „Haftbefehl für Schindler“. (tsch.) Tschechisches Fernsehen Ostrava 1999, S. 1.
  6. Ebenda. Vgl. AMV, Sign. 316-85-2 – Evidenz der Kriegsverbrecher vom 22. 6. 1946. AZ Z-43/1946, S. 132. Nach Mitteilung des angegebenen Archivs vom 21. Februar 2001 wurde der Fonds 31 in der vergangenen Zeit an das Staatliche Zentralarchiv in Prag übergeben. Noch in den 50.er Jahren interessierten sich polnische Ermittlungsorgane für Oskar Schindler, wovon die erhalten gebliebene Korrespondenz in AMV, Sign. 319-28-71 zeugt.
  7. Borák, Mečislav, a. a. O. S. 2.
  8. Ebenda, S. 4.
  9. Ebenda. Ursprünglich war der Angriffszeitpunk auf Polen für den 26. 8. 1939 festgelegt und wurde erst in letzter Minute abgesagt. Die deutsche Kommandoeinheit, die von Žilina aus über bergiges Gelände nach Mosty in den Beskiden vorstieß, hat der Befehl über Funk, der in letzter Minute das Angriffsdatum 26. 8. 1936 widerrief, nicht mehr erreicht. Deshalb griff sie an. Da die deutsche Armee nicht nachstieß, wie das die Diversanten laut Plan erwarteten, zogen sie sich aus dem besetzten Raum zurück. Der deutsche Kommandeur musste sich dann beim polnischen Kommandeur in Teschen (Těšín) formell für den „unverantwortlichen Übergriff eines Untergebenen“ entschuldigen.

 

Schindler und die Abwehr

Oskar Schindler arbeitete seit Mitte der dreißiger Jahre für den deutschen militärischen Geheimdienst (Abwehr) und für diese Tätigkeit  ist er am 18. Juli 1938 verhaftet worden. Für die Abwehr arbeitete Schindler auch nach der Okkupation Polens. Es ist ein Verhörprotokoll, angefertigt von der Polizeidirektion Brünn, erhalten geblieben, wo sich Schindler zu seiner staatsfeindlichen Tätigkeit bekannt hat. (1) Nach seiner Aussage begab er sich in die Dienste eines fremden Staates, um zu Geld zu kommen und lieferte der Abwehr Nachrichten über Tatsachen und Maßnahmen, die für die Verteidigung des Staates geheim bleiben sollten.

In Anbetracht der Münchener Ereignisse wurde er nicht mehr abgeurteilt und auf ein Gebiet überstellt, das dem Deutschen Reich zugefallen war. Er kehrte als Held in das heimatliche Zwittau zurück und stellte einen Antrag auf Mitgliedschaft in der NSDAP. Offensichtlich vergaß er darüber nicht, seine Rechnung mit dem Zwittauer Wachtmeister deutscher Nationalität, Rudolf Huschka (Jahrgang 1908), zu begleichen, der ein Verdienst um die Verhaftung Schindlers hatte. Direkte Beweise sind nicht erhalten geblieben, aber der Verdacht besteht: „Ungeklärt ist gleichfalls die Frage, was während der Okkupation mit dem Polizeiwachtmeister Huschka geschah, der von der Gestapo verhaftet worden und in Troppau hingerichtet worden sein soll.“ (2) Im Landesarchiv Troppau sind leider die entsprechenden schriftlichen Belege nicht erhalten geblieben. Von Zwittau ging Schindler nach Mährisch-Ostrau. Dort diente er als Zivilangestellter der Abwehr in Troppau, danach war er ein Agent der Abwehrstelle (Ast) Ostrau, baute sich dort ein eigenes Agentennetz auf, zu dem z. B. Josef Aue gehörte. (3)

Nach der Besetzung des Restes der Republik am 15. März 1939 richtete der deutsche Nachrichtendienst seine Tätigkeit gegen Polen aus. Das tat auch Schindler, wie die Geständnisse festgesetzter deutscher Faschisten nach dem Kriege belegen. (4) Nach Ausbruch des Krieges gegen Polen hat Schindler seine Tätigkeit für Canaris keineswegs eingestellt, ganz im Gegenteil. Er unterhielt eine ständige Wohnung in Mährisch-Ostrau, obwohl er nach Krakau umgezogen war. Das erfolgte am 6. September 1939, also zeitgleich mit der deutschen Wehrmacht. (5) Später arisierte er hier eine Fabrik jüdischer Eigentümer, wo außer Polen auch jüdische Gefangene zur Arbeit eingesetzt wurden. Mit einigen von ihnen unterhielt Schindler persönliche Kontake. Aus der Vorkriegszeit war er z. B. mit dem jüdischen krakauer Holzhändler Jeret (6) bekannt, der in der Nähe des Militärkrankenhauses wohnte – Schindler konnte auf diese Weise sein Interesse am Holzhandel mit der Gewinnung von Informationen verbinden, die die Abwehr in der Vorbereitungsperiode des Angriffs auf Polen interessierten. (Jeret wurde zu einem der sog. Schindlerjuden).

Für die Abwehr arbeitete Schindler auch nach der Okkupation Polens. Nach Zeugnis von Frau Hana C. rettete er Menschen für Geld – befreite Leute beköstigte er an seinem Tisch und danach schrieb er seine Rapporte für die Abwehr. (7) Seit Mai 1944 war die Abwehr in den Sicherheitsdienst eingegliedert worden, der in manchen Fällen mit der Gestapo und der Kriminalpolizei zusammenarbeitete. (8) Jan Seringer, der von Mai 1939 bis April 1945 bei der Gestapo in Mährisch-Ostrau im Range eines Kriminalsekretärs tätig war, führte nach dem Kriege in seiner Aussage über Konfidenten, die für andere Dienststellen arbeiteten, aus: „Schindler (vielleicht Oskar) – aus dienstlichen Gesprächen, die zwischen SD-Beamten und der Abwehrstelle geführt worden sind, habe ich erfahren, dass für ihre Dienstellen ein gewisser Schindler als Konfident arbeitet, der eine den Juden weggenommene Fabrik hatte. Dieser Mann stand in ständigem Kontakt mit Ing. Gasner aus Mährisch Ostrau...“ (9)

Im Jahre 1944 liefen in Budapest Geheimverhandlungen zwischen dem Vertreter Himmlers, dem SS-Sturmbannführer Kurt Becher und Adolf Eichmann mit Vertretern jüdischer Organisationen. Die Juden sollten zum Gegenstand eines Handels werden – z. B. Juden gegen LKW, Rohstoffe usw. Mit Budapester Juden stand auch Oskar Schindler in Verbindung. Er besuchte mehrfach Ungarn und traf mit Dr. Rudolf Kastner zusammen. (10) Die Faschisten spielten ein gewagtes Spiel, dessen Ziel darin bestand, sich ein Alibi für die Zeit nach dem Kriege zu verschaffen. Erfolglos versuchten sie in der Türkei mit Vertretern der Antihitlerkoalition über einen Separatfrieden zu verhandeln. Zu einem nicht näher bestimmbaren Zeitpunkt unternahm auch Schindler eine Reise in die Türkei – sogar mit Diplomatenpass (11) – kaum zu einem Touristenaufenthalt, aber mit hoher Wahrscheinlichkeit im Zusammenhang mit Himmlers Plänen. Die Geheimdienste führten ihren eigenen Krieg, ihr Soldat war auch Oskar Schindler, der nicht einmal nach dem Kriege darüber den Mund aufmachte – er redete nur über seine Verdienste bei der Rettung von Juden, stumm sind auch die einschlägigen Archive geblieben. Es bleibt auch im Dunkel, warum dieser Retter der Juden, der angeblich Dutzende, wenn nicht Hunderte Zeugen benennen kann, nach dem Krieg verschwindet, noch dazu nach Argentinien, wo es von ehemaligen Nazis wimmelt. Und das Wesentliche: Schindler stand als Agent der Abwehr im Kontakt mit Leuten, die mit Verhandlungen über das Geschäft Himmlers mit Juden beauftragt waren. Der Abwehr war offensichtlich schon ab 1943 klar, dass der Krieg verloren ist. Und Schindler war kein Dummer, so dass sich die Frage aufdrängt, ob seine Aktivitäten, die von Fall zu Fall zugunsten von Juden realisiert wurden, nicht als Bestandteil von Vorbereitungen auf das Ende des verlorenen Krieges und der Übergabe der Macht zu werten sind.

Anmerkungen:

  1. Archiv der Sicherheitsorgane des Ministeriums des Innern in Prag (im weiteren AMV), Akte Z-705.
  2. AMV. Sign. 325-69-3, Brief vom 12. 5. 1966.
  3. AMV. Sign. 302-548-22.
  4. AMV. Sign. 52-1-348, 52-1-213.
  5. Roszko, Janusz: Die Legende vom heiligen Schindler. (poln.) In: Dziennik Polski, 13. 5. 1994.
  6. Bieberstein, Aleksander: Die Ausrottung der Juden in Krakau. (poln.) Kraków 1958, S. 146.
  7. Roszko, Janusz: Auf den Spuren des Hochstaplers Oskar Schindler. (poln.) In: Gazeta Krakowska, 16. 12. 1994.
  8. Popiolek, Kazimierz: Schlesien mit den Augen eines Okkupanten. (poln.) Katowice 1958, S. 9 ff.
  9. AMV. Sign.  52-1-389, Aussage von Jan Seringer vom 11. 11. 1946, S. 35.
  10. 1945 wurde er durch ein israelisches Gericht verurteilt, im Berufungsverfahren freigesprochen – Kulka, Erich: Richter – Ankläger – Verteidiger. (tsch.) Praha 1966, S. 476–477. Im Prozess gegen Kastner blieben Probleme der Kollaboration von Juden mit den Nazis ungeklärt. – Kakol, Kazimierz: Adolf Eichmanns Weg nach Bejt Haam. (poln.) Warszawa 1962, S. 192. Dr. Kastner wurde 1957 zum Schweigen gebracht, als ein Attentat auf ihn verübt wurde.
  11. AVM, Sign. 12074 und Sign. 302-548-22.

 

Fahndung nach Ilse Pelikan vom 28. 7. 1938 im Zusammenhang mit der Verhaftung Oskar Schindlers. Landesarchiv in Opava, Filiale Olomouc, Bezirksgericht Olomouc, TK XVI 1733/38. (Veröffentlichung des Dokuments mit Zustimmung des Archivs.)

 

Brief der Gestapo in Brünn vom 23. 8. 1940.  (Mährisches Landesarchiv in Brünn, 100-162-20. Veröffentlichung des Dokuments mit Zustimmung des Archivs.)

 

Nachdem Kriege fahndeten tschechoslowakische und polnische Organe nach Oskar Schindler. Abschrift des Auszugs aus der Karteikarte Oskar Schindlers, AZ 6784 (Archiv der Sicherheitsorgane des Ministeriums des Innern in Prag, Sign. 319-2-29. Veröffentlichung des Dokuments mit Zustimmung des Archivs.)